Kuhnection

Funktionelle Klauenpflege

Die funktionelle Klauenpflege wurde 1970 von E. Toussaint-Raven entwickelt. Seine Methode basiert darauf, durch gezieltes Abtragen von Hornmaterial das Gewicht von der Ballen- zur Spitzenregion der Klaue zu verlagern. Dies trägt zur Verhinderung von Sohlengeschwüren und Lahmheit bei Rindern bei. Der Fokus liegt auf der Prophylaxe.

Optimalerweise überprüft die Klauenpflegerin oder der Klauenpfleger die Haltungsform, den Gang und den Stand der Tiere. Dabei fallen erste Unregelmäßigkeiten auf.

Im Klauenstand wird die weniger belastete Klaue als Referenzklaue verwendet. Bei den Hintergliedmaßen sind dies die Innenklauen, bei den Vordergliedmaßen die Außenklauen. Diese Klauen nutzen sich durch den Gang der Kuh meist weniger ab und benötigen daher weniger Korrektur. Die stärker belasteten Klauen wachsen aufgrund des erhöhten Abriebs schneller, ähnlich wie harte Arbeit nicht zu dünnerer Haut führt, sondern zu Schwielen, was zu einem Ungleichgewicht in der Lastenverteilung führt. Die funktionelle Klauenpflege zielt darauf ab, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen.

Das Modell der Klauenpflege umfasst ein 5-Punkt-Schema:

Schritt 1: Ablängen der Dorsalwand

Die Länge wird vom Übergang zwischen Haut und Horn gemessen und je nach Alter, Rasse und Geschlecht angepasst. Als Richtwert gelten meist 7,5 cm, wobei kleinere Rassen oder jüngere Tiere kürzere Maße benötigen. Bei älteren und schwereren Tieren lässt man etwas mehr stehen. Eine professionelle Klauenpflegerin oder ein Klauenpfleger kann die korrekte Länge am besten einschätzen.

Schritt 2: Einstellen der Sohlendicke

Ein Richtwert ist 1 mm pro 100 kg Lebendgewicht. Zuerst wird die Sohlendicke an der weniger belasteten Klaue hergestellt, dann die stärker belastete Klaue begradigt und auf die gleiche Höhe geschnitten, sodass das Rind gerade steht. Dadurch wird auch die Trachtenhöhe automatisch angeglichen. Die Trachtenhöhe sollte bei Jungtieren 3-4,5 cm betragen und bei älteren Tieren mindestens 2,5-3 cm. Die Trachtenhöhe an der weniger belasteten Klaue sollte im besten Fall gar nicht geschnitten werden, um Durchtrittigkeit zu vermeiden. Nach diesem Schritt sollte der Vorderwandwinkel an den Hinterklauen 45-50 Grad und an den Vorderklauen 50-55 Grad betragen.

Schritt 3: Schneiden der Hohlkehlung

Die Hohlkehlung ist wichtig, um den Zwischenklauenspalt sauber zu halten und das Klauenbein zu entlasten, was Sohlengeschwüren vorbeugt. Außerdem verzögert es das Wachstum überschüssigen Horns. Während andere Schritte mit einer Flex ausgeführt werden können, sollte die Hohlkehlung immer mit einem scharfen Klauenmesser geschnitten werden. Die vorderen drei Zentimeter von der Klauenspitze bleiben dabei unberührt. Im Zwischenklauenspalt wird überschüssiges Horn und Hornkanten entfernt.

Schritt 4: Defekte und Farbabweichungen schneiden

Erkrankungen werden in den Schritten 1-3 meist gut sichtbar. Diese Bereiche müssen beschnitten werden, um sie zu entlasten und zu heilen. Ist die Sohle zu dünn, wird ein Klotz zur Entlastung an die gesunde Klaue geklebt. Bei infektiösen Krankheiten wird zusätzlich ein Klauenverband angelegt. Wenn tief ins Gewebe oder den Knochen geschnitten werden muss, darf dies nur unter tierärztlicher Aufsicht und mit entsprechender Lokalanästhesie geschehen.

Schritt 5: Loses Horn schneiden & Kontrolle

Vor allem im Ballenbereich muss loses Horn entfernt werden.

Zu guter Letzt wird der Zwischenklauenspalt auf Hautveränderungen überprüft und die Klauenpflege dokumentiert, was vor allem bei größeren Betrieben wichtig ist, um die richtige Behandlung für jedes Rind langfristig zu gewährleisten.

Abschließend

Generell gilt: Lieber weniger als mehr schneiden, da manche Hornstellen schwer nachwachsen und tiefes Schneiden das Verletzungsrisiko erhöht. Regelmäßige und fachgerechte Klauenpflege ist wichtig, um Klauenkrankheiten vorzubeugen und den Rindern ein langes, gesundes Leben zu ermöglichen. Pflegefehler in den frühen Jahren können sich im Alter rächen. Die Klauenpflege ist ein wichtiger Baustein für ein langes, lebenswertes Leben.

Idealerweise beginnt man bereits mit eineinhalb Jahren und schneidet die Klauen 2-3 Mal im Jahr. Es gibt jedoch auf Fälle, die öfter geschnitten werden müssen, aufgrund des Hornwachstums oder Fehlstellungen.

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